Smoke on the water

Ach war das herrlich, dieses frühzeitige Sommer-Wetter! Am ersten Mai pilgerten die Menschen scharenweise an den Rhein, das Grillgut wurde gebraten, der Rauch zog auf das kalte Wasser und wurde flussabwärts getragen. ‚Smoke on the Water‘ kam mir in den Sinn. Die Buvetten liefen auf Hochtouren, es wurde angestossen und vereinzelt schwammen auch schon ein paar mutige im 16 Grad kalten Wasser.

Stundenlang verweilten wir am Ufer, schwatzten, lachten, tranken, assen und rauchten ein Sommer-Zigarettchen. Bis spät in die Nacht. Wie wunderbar ist es doch, so ein natürliches Gewässer in seiner Stadt zu haben. Und erst noch sauber.

Leider ist zur Zeit sauberes Wasser, oder eben nicht, hier wieder mal ein Thema. Vor knapp 30 Jahren hat es die Schweiz zustande gebracht, dank Löschwasser den Rhein flussabwärts rot zu färben und komplett zu verseuchen, so dass alle Fische starben. Viel gelernt aus dieser Löschwasserkatastrophe hat scheinbar die Region nicht, denn dank Feuerwehrübungen am Flughafen ist nun das Grundwasser in Saint Louis und Umgebung vergiftet. Und zwar massiv. Wenn man noch ein bisschen weitergoogelt, wird einem schnell klar, dass der ganze Rhein mit Pestiziden und sonstigen Chemikalien verunreinigt ist. Seit langem. Und auch der Boden in und um Basel. Seit noch viel länger.

Zum Glück im Unglück hat die Basler Zeitung vorletzte Woche einen Artikel veröffentlicht über das verseuchte Wasser in und um Saint Louis, Fakten, welche im Elsass seit zwei Jahren schon publiziert wurden. Aber unternommen wurde nichts. Nach dem Baz-Artikel musste das Elsass aber handeln, und wie es sich in Fronkreischfronkreisch so gehört, wurde ein Verbot des Konsums des Leitungswassers für Schwangere, Kleinkinder und kranke Menschen erhoben.

Und der Rest soll sich verseuchen? Da kommen noch mehr Fragen auf: Was wäre gewesen, wäre der Artikel nicht erschienen? Warum passiert erst was, wenn Journalisten in grösseren Zeitungen im Nachbarsland was schreiben? Heimatstüdeli!

Zum Glück kann man das Wasser aus den Brunnen in Basel momentan noch trinken.

So befinden sich jetzt in meinem Velokorb meist zwei leere PET Flaschen , welche ich auf dem Nachhauseweg am Basiliskenbrunnen gegenüber des „Alten Zolls“ kurz vor der Saint Louis Grenze auffülle. Ich bin Gott sei Dank nicht die einzige Trinkwassertouristin. Denn selbst mitten in der Nacht stehen Kanister und Flaschen am überlaufen, welchen Elsässer, in ihren Autos wartend, gehören.

Denn ehrlich gesagt weigere auch ich mich, Wasser zu kaufen. Nur weil es den älteren Herren (!) am Hebel der Macht egal ist, was im Leitungswasser so alles für Zeugs rumschwimmt. Ich bin überzeugt, die haben allesamt Aktien von Pestizid-, Giftstoff- und natürlich Trinkwasserfirmen. So verdienen sie sich mit ihrem Nicht-Handeln dreifach eine goldene Nase bzw. einen künftigen Marmorgrabstein mit goldener Aufschrift. Und ein paar Plastikblümlein drauf. Die muss man dann nicht giessen mit dem in Zukunft angedroht teureren Trinkwasser. Mache man uns doch einen Gefallen, das verseuchte Nass wieder zu entseuchen.

Nun sitze ich am Küchenfenster und draussen regnet es. Was es wohl nach diesen drei heissen Tagen nebst Pollen und Grillruss so alles für Partikel vom Himmel regnet?

Es ist doch zum Heulen.