Osternest

Eigentlich sollte ich ja in Italien sein. Aber da es dort seit einer Woche Bindfäden regnet, habe ich mich entschieden, zu Hause den Regen zu geniessen. Vor ein paar Tagen musste ich es ganz schön büssen, hei war das kalt, und gerade, als ich mit dem Velo losfuhr, fing es an zu schiffen, selbst ein Stopp im Laden half nichts. Es regnete danach immer noch. Erst als ich bei Serafino ankam, hörte es langsam auf. Ein zweiter Stopp in einem zweiten Laden hätte geholfen, aber es hätte ja noch viel, wenn …

Dafür konnte ich mir jetzt Zeit nehmen, Serafino’s Hufe zu schleifen und schneiden. Ich werde nämlich jetzt gecoacht von H, das ist eine lustige Nudel, wie man dem so salopp sagt. Und zudem DIE Hufspezialistin und Miss-Huf-Marple. Denn alles, was ihr detektivisches Gespür meint, ist dann auch vorzufinden. Aber ein weeneli stolz bin auch ich, denn alles was ich sah und nicht definieren konnte, hat sich bewahrheitet.

Nun aber wieder zurück zum Thema Regen. Denn wenn es nass ist, sind die Hufe weicher und einiges einfacher zu bearbeiten.

So schnipselte ich nach meinem frisch gelernten und nach meinem Gutdünken ein bisschen rum, feilte noch dazu, Serafino war ganz gelassen am Heu mampfen. Danach gingen wir im Nieselregen ohne Streit spazieren. War das ein Segen! Denn der Tag davor haben wir uns beide den ganzen Spaziergang so geärgert aneinander, dass ich danach gar keine Lust mehr auf Hufe raspeln hatte. Dann soll er doch noch eine Nacht unbequem stehen, sagte ich mir. Und ihm auch.

Dafür war er jetzt ein Lämmlein. Und ich zufrieden. All meine vielen Rösslirechnungen vergessend. Denn bald muss ich wohl meinen Hut in der Innenstadt aufstellen, meine Flöte zücken und Serafino rundherum tanzen lassen, damit wieder was ins Spaarsäuli kommt. Und falls sie zu viel Bäzeli haben, kommen sie einfach vorbei. Der Schlitz ist gross genug.

Ich frage mich sowieso, warum ich eigentlich so auf eine Schnapsidee kam, mir einen 500kg Vierbeiner zu kaufen und mich täglich damit zu beschäftigen, ihn zu pflegen, zu trainieren, mein ganzes Geld dafür auszugeben, meine Nerven zu strapazieren, für dass er ja eigentlich sowieso nur Gras fressen will und alles mir zuliebe mitmacht oder eben nicht? In welcher geistiger Umnachtung ich diese Entscheidung traf, weiss ich nicht mehr.

Gestern war ich jedenfalls so weit, dass ich ihn am liebsten in das nächst beste Osternäschtli gesetzt hätte. Mit einem Lätsch um den Ohren und einem Glöggli um den Hals. Damit er auch möglichst schnell gefunden wird. In der Zwischenzeit hätte er nämlich sicher das Osternäschtligras gefressen und die Eier mit dazu.

Heieiei.