Gestern ging’s also los. Mit Sack und Pack und dem Fliegentätscher als Waffe gegen die Brämen. Denn die Wölfe haben unsere Vorfahren ja ausgerottet. Aber diese listigen Blutsauger hat es en Masse wo Maisfelder und Waldränder sind. Und da die Elsässer Prärie ungefähr so aussieht, bleibt einem nichts anderes übrig als entweder mit den Hühnern loszureiten und spätestens um 10 Uhr sich in Brämen-Sicherheit zu bringen oder wild fuchtelnd, gegen Rossbrämen, das sind nämlich Schisshasen, oder auf Jem rumtäschend um die normalen zu töten und somit zu humanen Zeiten zu reiten. In den Wäldern ist die Gefahr weit weniger gross. Aber auch diese wussten unsere Vorfahren auch aufs Minimum zu reduzieren.
Auf jedenfall kämpften wir uns recht zügig nach Oltingue. Dort musste ich bei einem Kutschen Liebhaber meinen bestellten Schnur-Sattelgurt aus dem Appenzell abholen. Ich wurde spontan zum Apéro eingeladen und wir kamen ins Plaudern. Jem ganz brav angebunden, die anderen Pferde bewundernd, hat zwei Stunden ruhig gewartet. Das war also wirklich herrlich. Dann musste ich los, denn das Poulet in Kiffis war scheinbar schon im Ofen und die Flasche bald leer. Unsere übrigens ganz.
Das hätte ich an dieser Stelle vielleicht besser nicht schreiben dürfen, aber ich nehme mal an, das Billet nehmen sie dir nicht weg bei heiterer Stimmung auf dem Pferd.
So ritt ich frohen Mutes durch Lutter. Wunderschön, aber ich glaube dort spukt es. Scheinbar werden immer alle Pferde in diesem Renaissance-Dorf nervös. Und danach den Berg hinauf vor dem Oratoire sind mir beide Karabiner der einen Satteltasche aufs mal auseinander gebrochen. Zu Boden fiel die Satteltasche.
Da ist der Punkt wo man sich der rettende Mann herbei wünscht. Aber erstens war es spät und im Wald, kein Mensch weit und breit, und zweitens kein Handy Empfang um schon nur jemanden ins Telefon zu jammern und um Hilfe zu bitten. Zum Glück hatte ich Plastik Riemen dabei für solche Notfälle. Somit konnte und musste ich alles selber meistern in Torero Manier.
Nach der Flickaktion hielt ich mein Reit-Tempo auch langsamer und als ich ankam war die Flasche leer und das Huhn bald schwarz. Aber der Gastgeber zum Glück bei guter Laune.
Abgesattelt und Jem in der Box ging die kulinarische Runde Nummer zwei los, das Huhn im Schmortopf war unglaublich gut und wir hatten auch wieder wie immer gute Gespräche.
So lässt es sich Wanderreiten!