Kniefall

Nun liege ich mal wieder auf meinem Sofa. Zuvor zwei Cappuccini, jetzt mit Azra‘s Tee. Spezialmischung. Die Sorte Tee, wenn man krank ist. Tja. Ich kann es selber gar nicht glauben. Aber meine Gesundheit zwingt mich schon wieder in die Knie. Bzw ins Bett. Kaum eine Woche ohne Antibiotika, wieder voll am Start und Peng… und das zu Ferien Beginn.

Jeder gute Vorsatz, jedes Vorhaben: Canceled. Anstatt jetzt in der Toskana am Meer zu liegen und den Mortadella vom Frühstück zu verdauen. Anstatt Serafino seine ‚Denkmütze‘ zu bandagieren. Anstatt mein knacksendes Auto in die Garage zu bringen. Anstatt meine neuen SchülerInnen zu kontaktieren. Krank. Sommergrippe. Ich fühle mich wie der Sommer sich auch fühlt, wenn man gerade mal zum Fenster raussieht. Es schifft in Strömen. Wir werden in die Knie gezwungen.

Dieses mich in die Knie zwingen, begleitet mich schon seit vor der Geburt. Ich wollte ja scheinbar gar nicht geboren werden, so wohlig war’s mir im Bauche meiner Mutter. Zwei Wochen über das Geburtsdatum hinaus wurde es ihrem Körper aber zu bunt, und man musste mich zur Geburt zwingen.

Im Schoss des Lebens gebettet war und ist es für mich ein stetiger Kampf, aufrecht zu stehen. Wohl der Norm zu entsprechen? Ein Kniefall bitte.

Als Kind zu klein, zu fein, zu dünn, zu verschleckt, zu energetisch, zu laut, zu gelangweilt, zu faul, zu vielbegabt, zu rebellisch, zu heftig, zu emotional etc etc. (Das zu klein, zu verschleckt und zu dünn hat sich vor meinem zwanzigsten Lebensjahr erledigt.)

Meine Kniebeugen sind mittlerweile zum Ausleiern und meine Kniescheiben zum Anschlag gebracht worden. Vom immerwährend erzwungenen Fall sich anpassen zu müssen. Zum Akzeptieren der Umstände. Noch nicht in den Kindergarten dürfen, weil zu jung. Der Lift des Hochhauses der nicht fährt, weil ich zu leicht. Das Latein, welches nicht so einfach in die Birne wollte. Nicht überall zu spät zu sein. Meine Brüste, die nicht genug wuchsen als beginnender Teenager. Danach monatliches gebeutelt sein der Räniäniä. Beziehungen, welche nicht so wollten, wie ich es mir vorstellte. Nächtliche körperliche Qual meines mich weckenden Körpers auf Grund meiner RSL. Seit 1,5 Jahren der Freiheitsentzug Macroleon’s. Das sich nicht mehr verstehen mit einiger meiner besten Freunde. Meine nicht anhaltenden körperlichen Gebrechen. Die Unmöglichkeit des Reisens. Serafino’s Rebellion. Das tragen der Maske. Der Zwang zum Testen bevor man leben darf. Es scheint paradox, aber der Zwang zum Leben überhaupt erweckt in mir seit kurzem eine Résistance. Wenn man bedenkt, dass selbst das Leben beenden zu wollen auch hier zu Lande einem zum Kniefall bewegt, bevor man es darf…

Mein Freiheitsdrang und Freiheitsdurst ungebändigt. Und der Kampf gegen jegliche Ungesundheiten und Unfreiheiten enden im Sande. Und zwar auf den Knien. Schwierig wieder aufzustehen. Das Leben lehrt mich, das Leben beutelt mich.

Und wie ich es trotzdem doch mag, das Leben. Mein Leben. In all seinen Facetten. Selbst auf den Knien. Oder besser gesagt auf dem Sofa.

Prolog Nr 2

Das Leben hat ja viele Facetten. Und es ist definitiv nicht so, dass mir die Finger eingefroren wären oder dass mir das Ausplaudern verloren gegangen ist. Nur sind meine Themen grad ein bisschen düster geworden. Auch wenn gewisse Lebensumstände, welche ich gerade nicht am Ausplaudern bin, höchst erfreulich sind. 

So traute ich mich bis jetzt nicht, die Jömerli-Texte zu veröffentlichen. Man könnte sich ja übermässige Sorgen machen. 

Nichtsdestotrotz aber mal Hü gibt’s jetzt drei auf einen Schuss (Nebenwirkungen und Kniefall). Und bitte alles ein bisschen locker lesen, es hilft der Leichtigkeit des (Chanti-)Seins.

Bonne Lecture !

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Hatten sie auch schon mal so einfach grundlose Scheisslaune? Oder Weltuntergangsstimmung? Genderunabhängig. Da sitzt man so am Frühstückstisch und plötzlich kommt einem ein Miauuuu hoch, man könnte gleich losheulen, obwohl man eigentlich jeglichste Gründe hätte, um einen Jauchzer von sich zu geben.

Prolog

Wie das kam, dass ich Texte schreibe? Gute Frage. Aus innerem Drang, meine Gedanken zu sammeln und, ich kann ja nicht mal sagen, auf Papier zu bringen, sondern ins Mobiltelefon zu döggelen. War es auch die Einsamkeit? Die Verlassenheit?

Mein erster Text ‚Abendmahl’, ein Text aus Angst vor dem Tod. Es kamen natürlich lustigere Texte hinzu, und die LeserInnen meinten, ich solle sie doch der Zeitung schicken. Nur, welche Zeitung würde meine Texte abdrucken wollen? Und welcher Zeitung wäre ich bereit, meine Texte zum Druck zu geben? So half mir der erste Lockdown zum Mut, die Sisyphusarbeit auf mich zu nehmen und eine Website zu erstellen, inklusive der Möglichkeit, meine Texte zu veröffentlichen. Und ja, sie sind relativ persönlich. Weil sie aus meinem Leben sind. Manchmal lustiger, manchmal weniger glatt, manchmal länger, manchmal kürzer, manchmal gewagter, manchmal braver, manchmal flüssiger, manchmal steiniger.

Das Persönliche ist so eine Sache. Wieviel soll man preisgeben? Wo sind meine eigenen Grenzen? Zudem zieht man ja noch Menschen mit hinein. Denn mein Leben besteht ja aus meinem Umfeld und Begebenheiten.

Als ich über meinen Geburtstag schrieb, wollte ich am allerwenigsten bezwecken, dass mir alle gratulieren oder noch schlimmer, ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihn vergessen haben. Und jetzt im Spital, da bin ich nun mal und will zuletzt irgendwelches Mitleid erregen. Sollte ich stattdessen über den Zoo schreiben? Da war ich im übrigen schon lange nicht mehr. Aber mein Leben ist ja das beste Affentheater. Also los oder beziehungsweise weiter geht’s.

Maifreuden

Maifreuden

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Anarchist

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