Nun sitze ich auf meinem Sofa mit meiner Flickerei auf der Schoss. Es ist halb zehn Uhr abends, und ich bin immer noch im Pyjama. Das Sauwetter liess jede Motivation nach draussen zu gehen im Keim ersticken. Serafino soll doch selber im Regen stehen und Heu und Gras fressen. Mir fehlt das Winterfell dafür.
Zum miesen Wetter war auch meine Stimmung am Vormittag mies, dafür schlief ich reichlich. Die Kaffeebohnen waren alle. So habe ich mir halt einen Grüntee gemacht, meine Meissen-Tasse abgestaubt um dem eleganten Tee gerecht zu werden. Mit der vollen edlen Tasse samt Tellerli bin ich wieder zurück ins Bett. Mein Handy leuchtete ununterbrochen auf. Es wurden Fotos von gestern Abend, einer Kostümparty, gesendet und, ich staunte, Fotos vom heutigen Sonntagmorgen-Programm wie Museum oder Fitnessclub. Ich nippte weiter an meiner Teetasse und hörte ein spannendes Interview. Intention war eines der Themen.
Irgendwann knurrte mein Magen. Es gab Honigbrot, und ich erinnerte mich während dem Kauen an die Wichtigkeit der Intention. Hatte ich nicht mal die Intention, meine Mottenlöcher zu stopfen? Und meine uralten Unterhemden mit Laufmaschen zu flicken? Extra Nadeln u passende Fäden dafür kaufte ich mir letzte Woche hier in der Strasse im Mercerie-Lädeli. Perfektes Wetter war es nun heute, um es in Angriff zu nehmen.
Als erstes versuchte ich es mit dem geerbten Merinostrickpulli. Zwei Löcher vorne. Mitgeerbt. Zwar erst nach dem waschen entdeckt, sonst hätte ich das Erbe ausgeschlagen. Nun also, das erste Loch wurde ins Visier genommen. Dann erste Versuche, eher fürchterlich, nochmals aufmachen und vielleicht eine andere Manier ausprobieren. Könnte nicht schlecht kommen, dachte ich, aber ehrlich gesagt, endlich fertig, war das Resultat so ein „Gschnurpf“, der Pullover flog im hohen Bogen auf die andere Sofaseite. Eines war klar, für richtig schönes Stopfen feinmaschiger glatt gestrickter Pullover, habe ich die falsche Technik angewandt und für die richtige keine Geduld. Nun nahm ich zwei Seidene Unterhemden, da war es egal, ob „Gschnurpf“ oder nicht. Wunderbar. Aber auch schnurpfen braucht Zeit. Nach getaner Arbeit einen links gestrickten Merinopulli mit Löcher unter den Armen. Hier war meine Schnurpf-Technik passend, das Resultat war sogar sehr anschaulich. Freude herrscht.
Der blaue Merinopulli auf der anderen Sofaseite bat um Erbarmen. Ich sah ihn mir nochmals an. Was nun? Vielleicht etwas über das Geschnurpfe sticken? Da ich schon immer mal sticken ausprobieren wollte, nahm ich mein iPad, fand ein sehr hilfreiches Video für Stickstiche und wagte mich. Nur ist sticken noch zeitaufwendiger wie stopfen, aber was soll’s. So stickte ich ganz geduldig über das erste geschnurpf-geflickte Loch und ich fand das Resultat mehr als befriedigend. Das zweite Loch konnte also jetzt bearbeitet werden. Damit ich aber überhaupt drüber sticken konnte, musste es zuerst auch geschnupft-geflickt werden. Und danach wurde gestickt, inklusive Pannen. Fragen sie mich nicht, wie lange ich hatte. Einige hundert Franken wäre jetzt der Pullover wert. Und erst noch von mir gestickt!
Das beste an der ganzen Situation ist aber, dass ich nach diesem langen Arbeitstag nur noch die Zähne putzen muss und direkt, Pischi sei Dank, ins Bett plumpsen kann.
