Brieffreundschaft

Jetzt habe ich sogar noch einen Brieffreund! S’Zäni ist das! Ja, genau, W. Einen Doppelfreund sozusagen. Ich habe ihm nämlich per Postweg auf seinen Brief im Buch geantwortet. Das war echt eine ‚Challenge‘.

Erstens: Handschrift. Meine ist zu Hieroglyphen verkommen. Oder zur ausgelaugten „Schnüerlischrift“. Wann schreibt man heutzutage noch von Hand? Zu Weihnachten und wenn’s hoch kommt zum Geburtstag. Um Atemzeichen und sonstiges Gekritzel in die Noten meiner SchülerInnen zu setzen. Ansonsten brauche ich keinen Griffel mehr. Meine Hand gerät mir ausser Kontrolle, sobald ich den Stift zum Schreiben ansetze. Wie ein Pferd welches durchbrennt. Im Galopp übers Papier. Lesen kann ich’s dann oft selber nicht.

Zweitens: kann ich nichts nachkorrigieren. Keine Sätze umbauen, Abschnitte einfügen, auslassen... Meine Gedanken und Ideen springen im Kopf herum. Ich muss sie danach wie eine durcheinander geratene Rinderherde wieder eingliedern. Ranchsorting der Gedanken. Beim von Hand Schreiben, ohne „Brouillon“ selbstverständlich (Ehrensache) , manövriere ich mich manchmal in unglaubliche Satzkonstruktionen und habe mich oft aus einer Sackgasse zu schreiben.

Drittens: Entschleunigung. Gar nicht mein Ding. Wenn die Zeilen dann endlich mal anständig, inhaltlich und ästhetisch, daherkommen, sei der Brief ja noch zur Post gebracht ( zu deren Öffnungszeiten ) oder ihn irgendwo in den immer seltener vorkommenden Briefkasten eingeworfen. Und bis er dann ankommt und gelesen wird und wieder einer zurückkommt .... gefühlte Jahre vergehen pro Brief aufmachen. Ich werde schon nervös, wenn nach gesendeter Nachricht auf WhatsApp die beiden Häkchen nicht sofort blau werden. Und wenn nach 2 Sekunden keine Antwort folgt....

Oh weh, soeben traf die Nachricht ein: Mein neuer Brieffreund sei im Bett mit hohem Fieber. Da sage ich nur: Hoch lebe WhatsApp!