Die Ohren summen
Die Backen brennen
Die Zunge verbrannt
Der Nacken verspannt
Der Atem schwer
Die Sinne verstumpfen
Der Kopfe sich dreht
Die Augen sich schliessen
Der Körper sich
ans Bettlein schmiegt
Chanti‘s Texterei
frei von der Leber
Die Ohren summen
Die Backen brennen
Die Zunge verbrannt
Der Nacken verspannt
Der Atem schwer
Die Sinne verstumpfen
Der Kopfe sich dreht
Die Augen sich schliessen
Der Körper sich
ans Bettlein schmiegt
Was Fondue und Cembalo gemeinsam haben? Eigentlich gar nichts, aber es war sauglatt.
Eine WhatsApp-Nachricht heute Vormittag und der nächste Schulbus brachte mir das Fondue direkt von der Käserei den Berg hinunter in die Musikschule. Fondue-Taxi sozusagen und erst noch vom Feinsten. Nach der Arbeit quer durch die Schweiz gefahren, zu Hause angekommen, wartete schon meine Freundin M bei mir, der Tisch gedeckt, das „Ängelispiel“ zusammengesetzt mit angezündeten Bienenwachskerzli, bingelingeling, der Salat gerüstet, sogar Saucissons aus den Vogesen als Adventsgeschenk zum Aperitif und ein BIG HUG. ‚Oh Freude über Freude‘🎶
Dann ganz feinen Konrad Weisswein, wir lassen uns nicht lumpen, und das Fondue Tête à Tête konnte beginnen. Zwischen jeder Gabel haben wir die Welt gerettet, manchmal auch ein verloren gegangenes Brotstückli oder einen Knoblizechen. Ein bisschen fachgesimpelt haben wir auch noch, gelästert, Weihnachtslieder für unsere SchülerInnen ausgetauscht und, hebbed euch; Last Christmas angehört. Ja. So tief runter hat’s geschneit und soviel zum Coronaschaden der Musiker. Aber es kommt noch besser. Nach dem Essen, im Pyjama, sind wir ans Cembalo gesessen und haben Blatt gespielt. Und zwar während die eine Zähne putzte und sonstige hygienetechnische Aufgaben erledigte, hat die andere auf meinem frisch revidierten Instrument geklimpert. Mitternachtsmusik. Vollmondschein Sonaten. So macht musizieren Spass. Zwei Pyjama Gespenster im Konzert Modus.
Inzwischen liessen wir die Fenster offen um das Fondue-Wohnzimmer zu lüften, oh weh, ein Tiefkühlfach, wo M jetzt zu schlafen versucht, wenn sie mir unterdessen nicht eingefroren ist.
Und übrigens: Es hat draussen gerade zu schneien angefangen.
Mögen sie sich an die erinnern, welche mit einem „Free Hug“ Schild in den Strassen rumrannten? Ach, ich habe sie fast vergessen, aber nur fast! Früher haben wir über sie gelacht, heute würden sie wohl verhaftet aber eigentlich wären sie jetzt bitter nötig.
Gestern an einem legalen (!) Anlass kam ein Freund um sich von mir zu verabschieden, nahm mich uncoronamässig in die Arme, drückte mich, liess sicher 10 Sekunden nicht mehr los und sagte „ich habe dich vermisst“. Oh wie herrlich war das denn! Hätte er das zur Begrüssung gemacht, hätte ich ihn jede 5 Minuten zur Wiederholung gebeten! Wie habe ich das vermisst! Oder besser: Wie vermisse ich das. Meine Freunde umarmen. Sich um den Hals fallen. Sich herzen. Einen Kuss auf die Backe drücken. Nahe beieinander stehen. Körperwärme. Buhuhuuuuu. Da nützt kein Pferdchen, keine eigenen Pirellis null und nichts.
Ich habe gerade mal gegoogelt. Es gibt 1,3 Millionen Single Haushalte in der Schweiz, 10 Millionen in Frankreich und knapp 18 in Deutschland welche niemanden zum ‚hugen‘ haben, welche körperlich und seelisch ausgeschlossen, ausgestossen, abgesondert, abgekapselt, eingerostet und eingefroren sind.
Sie sind keiner davon? Glück gehabt!
Ich erwähne jetzt nicht, wo ich mich befinde, während ich diese Zeilen schreibe, und für die, die es herausgefunden haben: 100 Punkte und einen „Free Hug“ beim nächsten Mal wenn wir uns über den Weg laufen.
Und wehe dem, der wegrennt!
Der Tag erwacht
durchbricht die Stille
weit hinter den Hügeln
klettert die Sonne hoch
und schickt die Nacht zum Ruh’n
Die Gedanken zurück
verblasst das Geträumte
weit in der Ferne
das Leben zurück
ermattet durch Angst
und des Gehorsams
Ein Schimmer der Freiheit
und die Hoffnung
die Geister erwachen
Es hat ja erst begonnen
und noch nicht mal recht.
Man vegetiert
bis alles vorbei ist.
Das jetzt gibt’s plötzlich nicht mehr
da die Gefahr besteht
das morgen wegen des jetzt nicht erleben zu können.
Wo darin die Logik liegt?
In der Angst
das Ende naht zu früh.
Graue Wolken
drohend
am blauen Himmel
Starker Wind
fegt
durch die Strassen
Am Boden
tanzend
die Blätter
Im Kopf
drehen
die Gedanken
Schweiss
und Röte
in meinem Angesicht
doch der dreizehnte lacht
und der Freitag mit
und ich erst!
An das Publikum
O hochverehrtes Publikum,
sag mal: bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: »Das Publikum will es so!«
Jeder Filmfritze sagt: »Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!«
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
»Gute Bücher gehn eben nicht!«
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?
So dumm, dass in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte ...
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?
Ja, dann ...
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbrei-Fresser –?
Ja, dann ...
Ja, dann verdienst dus nicht besser.