Keine Zeit

Ich frage mich wie die Leute Zeit haben zum Filme sehen. Oder zum Lesen. Denn ich habe das Gefühl ich habe zu wenig Zeit obwohl ich zuviel Zeit habe, da mir mein Leben sozusagen gestohlen wurde und ich mich langweile. Langeweile macht ja scheinbar kreativ.
Denn mein Hirn dreht und dreht, es sprudeln Ideen in mir und aus mir. Und um mich herum: ein Chaos. In meinen Gedanken und in meiner Wohnung. Stifte, Pinsel, Scheren, Farben, Papier, Flöten, Cembalo, Noten, Nähmaschine, Leder, Stoffe, Kochbücher, Gartenschaufel, Stecklinge, Öle zum mischen, Kleider zum flicken, … Auf dem Handy warten Babbel, die Website, Texte, Videoprogramme, meine Freunde, Informationen, Tutorials, .... Hiiiiiiilfe!
Der Tag hat nur 18 Stunden (24 minus 6 zum Schlafen)!
Die Möglichkeiten die man jetzt plötzlich hat, mit der zu vielen Zeit umzugehen bringt einem direkt wieder in Zeitdruck. Denn für vieles für was man vorhin keine Zeit hatte, hat man jetzt Zeit. Weil das meiste, für was ich mir vorhin die Zeit nahm, mir jetzt schlicht und einfach verboten ist.
So wurde sozusagen mein Leben durch ein anderes ausgetauscht. Der Party-Tiger wurde gezwungenermassen zur Stuben-Katze. Mehr knurrend als schnurrend.

Ich weiss jetzt auch warum Zuhause-Höggler nur eine beschränkte Garderobe in Anzahl und Style haben, Schmuck und Schminke für sie meist ein Fremdwort ist und ihre Vernachlässigung der Körperhygiene einem hoffentlich nur ins Auge sticht. Für wen denn? Zudem frei nach dem Motto: Save the planet: Wasser und Energie sparen.
Und Fitness? Du meine Güte! So ganz alleine? Scheinbar glättet Fett die Falten. Und der Satz „ran an den Speck“ ist dann hinfällig. Der wird unter dem Oversize-Sommerkleid kaschiert.
Wer will einem mit ‚physical distancing’ denn noch an die Wäsche in ein paar Wochen?
Und somit: Keine Zeit dafür!

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