Stellen sie sich vor, es ist tote Hose und keiner geht hin.
Stellen sie sich vor, es schifft in Strömen und niemand wird nass.
Stellen sie sich vor, es ist totenstill und kein Bär tanzt.
Ich mochte ja den Herbst noch nie, eine Todes-Symphonie in Farben. Das Begräbnis des Sommers. Im Moment ein mehrfach Lamento sondergleichen. Der Nebel nebelt einem die Seele ein. Die kalten Nächte lassen einem das Herz erfrieren. Die nassen Tage netzen einem die Augen zusätzliche mit Wasser.
Mir graut vor fünf Monaten kurze Tage, meist düster und unerfreulich. Die Menschen in den Strassen mit Masken verschleiert, in warme Stoffe eingewickelt, von Kopf bis Fuss, von Gross bis Klein. Nur noch die Augen zu erkennen. Ob vielleicht doch jemand ein klitzekleines bisschen gelächelt hat?
Mit graut noch mehr vor fünf Monate langen Nächten allein zu Haus. Jegliches Menschsein verboten. Die einzig zu ergatternde Körperwärme wäre die eines Tieres.
Vielleicht sollte ich mir auch so einen Papagei zutun wie Azra einen hat. Den kann man zwar nicht knuddeln, aber er schnattert einem in die Ohren. Oder sitzt am Tellerrand und zieht die Nudeln aus der Suppe. Und bunte Federn wie zum Carnaval hat er auch. Aber wenn ich an Käfig putzen denke, dann reicht mir mein Käfig und meine Sauordnung.
So werde ich häufiger mein Pferdchen herzen. Das braucht dann wohl im Frühjahr psychologische Betreuung auf Grund einer akuten Identitätskrise. Da gibt es sicher schon eine Pferde-Selbsthilfegruppe. Wenn man den Grossteil der Frauen in den Ställen mal ansieht. Aber zu diesem Thema ein ander Mal.
Zurück zum Austausch körperlicher Streicheleinheiten im Lockdown. Da käme noch das umarmen meiner sich ansammelnden Pirellis in Frage. Jetzt muss ich aber aufpassen, dass es nicht noch mehr werden. Denn ich habe erst gerade neue Jeans gekauft : Männerjeans. Kein Witz. Da quillt nichts oben raus. Alle Michelins fein säuberlich hinter Schloss und Riegel verpackt. Topwesseli.
Ja Ja. Der Galgenhumor ist mir noch geblieben.