Nun liege ich auf dem Sofa, es ist Nachmittag, neben mir mein Cappuccino. Aus meiner ‚Rollce Royce‘ Maschine. Meine Kaffeewelt ist wieder in Ordnung. Das war ja eine Zangengeburt. Im wahrsten Sinne des Wortes.
und überhaupt
Es gibt ja schon Frauen der Taten. Zum Beispiel A. Sie hat mir nach meinem letzten Beitrag und meinem geäusserten t-Shirt Wunsch geschrieben „schon bestellt für dich“. Ich erwiderte mit einem zwinkerndem Smiley. Nun heute, meine erster Arbeitstag im Zugerland, kam A. in mein Zimmer, übergab mir eine Geschenktüte im Weihnachtslook und wünschte mir frohe Weihnachten. Was war drin? : Ein T-Shirt mit „fuck le régime“ drauf! Grandios. Und noch besser: In Grösse M, und es ist immer noch Oversize. Jawoll.
Nun sitze ich im Unterstand von Serafino‘s neuem Zuhause und leiste ihm ein bisschen Gesellschaft. Der Arme wurde von mir ein bisschen Hals über Kopf gezügelt. Er findet es momentan überhaupt nicht toll. Wird von den anderen Pferden entweder ignoriert oder es wird ihm mit Mord und Todschlag gedroht. Zum Glück ist zwischen der Herde und ihm ein Elektrozaun. Der zwickt genug, um dem Schlägertrupp Einhalt zu gebieten.
Jetzt ist der arme Serafino also weg von seinen Kumpels in, bzw. noch neben einer kleinen Meute bösen Pferden, zukünftige Kumpels, gesetzt worden, ohne seine Mitsprache. Ich glaube gestern Abend war er dementsprechend wütend auf mich. Darum sitze ich jetzt hier bei ihm und leiste ihm Gesellschaft. Damit er ihn Ruhe sein Heu fressen kann. Ohne dass er Angst haben muss, ein Säbelzahntiger springt aus einer Ecke, eine Mamba fällt vom Dach oder eines dieser künftigen Kumpels droht ihm über den Elektrozaun hinweg mit dem Tod. Nun ist die Meute weit weg auf die grossen Weide gezogen, und somit bleibt Serafino alleine zurück, jeglicher Wildtier-Gefahr als alleiniges Opfer ausgeliefert. So versuche ich mit meiner Präsenz ihm ein bisschen gerecht zu werden, die Gefahr zu mildern und Entspannung herbeizuführen. Nur mein Magen knurrt langsam, bald fresse ich ihm sein Heu weg. Da ich ihn aber in diese Misere geritten bzw. geführt habe, muss ich halt auch mein Opfer bringen.
Gemütlich wäre es hier so in der Stille und Dunkelheit, wenn die Grillen zirpen und er sein Heu kaut. Die Sterne funkeln und ein paar Flugzeuge fliegen am Himmel hoch oben über uns vorbei. Nur nächstes mal nehme ich meinen Schlafsack mit, ein Sandwich und ein Moskitonetz. Saperlott, die armen Pferde werden tagsüber von den Fliegen, Brämen und sonstigen fiesen Stechviechern verstochen, und nachts kommen die Mücken, ihnen ihr Blut anzuzapfen.
Nun hat sich Serafino auf sein Heu gelegt und versucht zu schlafen. Heimatstüdeli , das heisst für mich, weiter warten und ja nicht stören. Soll ich auf den anderen Heuhaufen liegen? Die Anwohner sind sich wohl fragen, was die da so macht im dunklen Stall. Ob sie noch lebt? Oder sie auch ein Säbelzahntiger geholt hat? Wohl eher der böse Mann.
Wenn sie sich also je mal überlegen, ein Hoppigaloppi zuzutun, überlegen sie es sich nochmals und nochmals und nochmals. Denn es bleibt nicht bei dem vielen Geld, dass sie für den Unterhalt ausgeben, den vielen Stunden, welche sie für seine Ausbildung und ihre dazu investieren, die viele Zeit, die sie tagtäglich zu seinem Wohlbefinden brauchen, die vielen Nerven, die blank liegen, sondern es kann sogar passieren, dass sie unter Mückenalarm, langsam feucht werdenden Kleidern und mit knurrendem Magen auf dem Beton sitzen, nur dass sich ihr Rössli auf seinem Heu entspannen und ein weeneli schlafen kann.
Fuck le régime, ich geh jetzt heim was essen.
Fuck le système
Fünfundsechzigtausend Liter & Co
Einen Fünfundsechzigtausend (65’000) Liter Tank hat die 45m Yacht einer berühmten Opernsängerin. Der hält eine Saison. Wohl betont: Das Schiff wird nur selten benutzt. Mit diesem Volumen könnte ich mit meiner schwarzen Lady eine Million dreihunderttausend Kilometer fahren. Das schaffe ich in meinem ganzen Leben nie. Nun sichtet man hier an der ‚Costa Smeralda’ Yachten, da fragt man sich, ob man gerade einen Science Fiction Film sieht. Eine: 133m lang, einige Stockwerke hoch. Innenpool, Helikopterport. Für 24 Gäste mit einer Crew von 55 Personen. Die Besitzer sind der Premierminister und der Finanzminister von Katar. Was die wohl für Löhne haben? Eine halbe Million Liter oder mehr, fasst der Tank. Nun, bei denen fließt der Sprit ja im Garten. Dann andere Yacht-Kolosse von Unternehmer, Firmen, Oligarchen, Königen, zum Beispiel dem spanischen. Hunderte von diesen Dingern hat es hier.
Und wissen sie was mir da in den Sinn kommt? Uns wird jetzt das Elektroauto aufgezwungen, zum Leid der Minenarbeiter, zur Freude der Atomkraftaktionären, das Fliegen psychologisch verboten, und die verbraten in einer Saison auf ihren Yachten, was wir in einem Leben nie hinbekommen. Also müssen wir deren Auswüchse ausgleichen? Was hat der spanische König und seine Familie in ihrer Birne, wenn sie solche Dinger besitzen und ihr Volk zum CO2 sparen aufgerufen wird?
Da sitze ich jetzt gerade mit obergutem Gewissen im EasyJet Rückflug und denke : Leckt mich doch alle mal am Tschoope. Apropos Tschoope: Gestern röuäläten meine Pirellis schon fast den Hosenbund runter. Ohne Tschoopen, und zwar oversized, geht bei mir auch braungebrannt nix mehr. So hatte ich heute mein letztes Stück ‚Pizza al taglio‘ genossen. Ab morgen wird Velo gefahren und ist ‚no carbs no sugar‘ angesagt. Und ohne schlechtem Gewissen viel glücklich gehaltenes Protein gegessen. Und zu Serafino geradelt, ohne schlechtem Gewissen, im Besitze eines Treibhausgas furzenden 500kg Kolosses zu sein, der tonnenweise Heu und Gras frisst; nur zu meinem Pläsier. Oder auch nicht.
Apropos Serafino und Proteinen. Dort hat es auch Hühner. 8 Neue soeben Gerettete. Fürchterlich sehen die aus. Halbnackt u dünn. Von einer Freiland-Eierfarm. Vierzigtausend Hühner, 15 Monate jung, schon ausgedient werden nach Belgien verfrachtet, um dort zu irgendwelchem Futter verarbeitet zu werden. Acht davon hatten Glück, werden neue Federn bekommen, auf dem Hof rumgackern und den Pferden Futter aus dem Napf picken. Und Eier legen. Nicht mehr so viele, aber genug.
Manchmal frage ich mich, ob wir uns da nicht einfach was vormachen. Oder besser gesagt schlicht und einfach, ich kann es nicht anders sagen: Verarscht werden. Mit Umweltschutz, Demokratie, Gleichberechtigung und dem ganzen Kram. Beschäftigungstherapie für die Bevölkerung des Westens. Und im Hintergrund wird die Sau rausgelassen, manipuliert, verschwendet, gehortet, sich bereichert und sich ins Fäustchen gelacht.
„Mit gutem Beispiel voran“. Das ich nicht lache. Es ist zum Heulen.
Cazza il fiocco,Chanti!
Frauen an die Macht!
Nähkästchen
Schnickschnack
Jetzt
Geräusche
Salbeitee
ein halbes Jahrhundert
So touched
Salope!
bald 50
Frühlingserwachen
Sehnsucht
Der Sinai im Spätnachmittagslicht liess mich in sehnsüchtig melancholischer Stimmung verweilen. Diese spitze Erdfarbenpracht, welche ich im Taxi von Dahab Richtung Flughafen Sharm El Sheik sitzend bewundern konnte. Aus den Lautsprechern erklang dezent arabische Musik, das Geräusch der leicht geöffneten Fenster liessen mich an alte Klimaanlagefreie Zeiten erinnern, welch ein Segen. Der Blick auf die Wüste mit den reihenweisen, zickzackigen Bergketten, eine wahre Augenweide. Dazwischen Ansammlungen einfacher Hütten, von PET und Plastikmüll umgeben. In den wenigen Bäumen und Büschen hingen Tüten. Die Hügel, zum Teil wie Weihnachtsbäume, in allen Farben bestückt, Abertausende PET Flaschen und sonstige weggeworfene, vom Winde weggetragene Plastikabfälle erblickend. Meine Mutter erzählte mir einst, von ihrer Israel- Palästina Reise zurückkehrend, ich war noch ein Teenager, wie Unmengen Plastiktüten rumfliegen würden in der Wüste. Ob es mit dem PET Müll von heute noch mehr ist? Mir kommen die fleissig sammelnden SchweizerInnen in den Sinn.
Der Tag der Abreise ist einerseits ein Tag des Abschieds, anderseits der Heimkehr. Beides mit Sehnsucht verbunden. Die Sehnsucht, die zu verlassene vertraut gewordene Ferne bald wieder bereisen zu können, und die Sehnsucht, wieder in die ferne Vertrautheit heimzukehren, bald wieder zu Hause zu sein.
Dahab war für mich dieses Mal ein sehr interessant gewordenes Pflaster. Einst Billig-Tauchspot und Backpacker Hotspot, seit Anfang Corona jedoch zunehmend Zufluchtsort Andersdenkender. Aus demokratischen Ländern in eine Militärdiktatur flüchtende Freiheitsfindende. Eine grosse Kommune Europa-Enttäuschter. Massnahmenflüchtlinge. Mit der Sehnsucht auf Normalität in ihrer Heimat wartend.
Zurzeit stecken in Dahab auch viele Menschen aus Russland und der Ukraine fest. Mit dem Unterschied, dass den UkrainerInnen eine gewisse Summe pro Nacht vom ägyptischen Staat bezahlt wird. Sehnsüchtige Videocalls in den Cafés, friedliches zusammen bangen, generelles Unverständnis gegenüber der durch ein paar wenige Testosteronmachos , genannt Staatsoberhäupter, angezettelten humanitären Katastrophe. Die Sehnsucht nach Erwachen auch auf dieser Seite.
Auf dem Flughafen eine Stimmung der Ungewissheit, ungeimpfte Russen und Ukrainer, welche ihren Ersatzflug nach England nicht wahrnehmen können, und je näher man sich zum Gate begibt, desto lächerlicher kommen einem die wieder einzuhaltenden Corona-Massnahmen vor, aber desto braver werden die Masken getragen, die gehobenen Fäuste werden in den Sack gesteckt, die Finger strecken sich langsam aus ihrer Ballung und sind wieder bereit, die Maske hoch und runter zu ziehen, das Pcr-Testergebnis oder das Impfzertifikat zu halten, das Hirn stellt auf Flugmodus ein und das Mundwerk auf lautlos.
Zurück bleibt die Sehnsucht.