Fünfundsechzigtausend Liter & Co

Einen Fünfundsechzigtausend (65’000) Liter Tank hat die 45m Yacht einer berühmten Opernsängerin. Der hält eine Saison. Wohl betont: Das Schiff wird nur selten benutzt. Mit diesem Volumen könnte ich mit meiner schwarzen Lady eine Million dreihunderttausend Kilometer fahren. Das schaffe ich in meinem ganzen Leben nie. Nun sichtet man hier an der ‚Costa Smeralda’ Yachten, da fragt man sich, ob man gerade einen Science Fiction Film sieht. Eine: 133m lang, einige Stockwerke hoch. Innenpool, Helikopterport. Für 24 Gäste mit einer Crew von 55 Personen. Die Besitzer sind der Premierminister und der Finanzminister von Katar. Was die wohl für Löhne haben? Eine halbe Million Liter oder mehr, fasst der Tank. Nun, bei denen fließt der Sprit ja im Garten. Dann andere Yacht-Kolosse von Unternehmer, Firmen, Oligarchen, Königen, zum Beispiel dem spanischen. Hunderte von diesen Dingern hat es hier.

Und wissen sie was mir da in den Sinn kommt? Uns wird jetzt das Elektroauto aufgezwungen, zum Leid der Minenarbeiter, zur Freude der Atomkraftaktionären, das Fliegen psychologisch verboten, und die verbraten in einer Saison auf ihren Yachten, was wir in einem Leben nie hinbekommen. Also müssen wir deren Auswüchse ausgleichen? Was hat der spanische König und seine Familie in ihrer Birne, wenn sie solche Dinger besitzen und ihr Volk zum CO2 sparen aufgerufen wird?

Da sitze ich jetzt gerade mit obergutem Gewissen im EasyJet Rückflug und denke : Leckt mich doch alle mal am Tschoope. Apropos Tschoope: Gestern röuäläten meine Pirellis schon fast den Hosenbund runter. Ohne Tschoopen, und zwar oversized, geht bei mir auch braungebrannt nix mehr. So hatte ich heute mein letztes Stück ‚Pizza al taglio‘ genossen. Ab morgen wird Velo gefahren und ist ‚no carbs no sugar‘ angesagt. Und ohne schlechtem Gewissen viel glücklich gehaltenes Protein gegessen. Und zu Serafino geradelt, ohne schlechtem Gewissen, im Besitze eines Treibhausgas furzenden 500kg Kolosses zu sein, der tonnenweise Heu und Gras frisst; nur zu meinem Pläsier. Oder auch nicht.

Apropos Serafino und Proteinen. Dort hat es auch Hühner. 8 Neue soeben Gerettete. Fürchterlich sehen die aus. Halbnackt u dünn. Von einer Freiland-Eierfarm. Vierzigtausend Hühner, 15 Monate jung, schon ausgedient werden nach Belgien verfrachtet, um dort zu irgendwelchem Futter verarbeitet zu werden. Acht davon hatten Glück, werden neue Federn bekommen, auf dem Hof rumgackern und den Pferden Futter aus dem Napf picken. Und Eier legen. Nicht mehr so viele, aber genug.

Manchmal frage ich mich, ob wir uns da nicht einfach was vormachen. Oder besser gesagt schlicht und einfach, ich kann es nicht anders sagen: Verarscht werden. Mit Umweltschutz, Demokratie, Gleichberechtigung und dem ganzen Kram. Beschäftigungstherapie für die Bevölkerung des Westens. Und im Hintergrund wird die Sau rausgelassen, manipuliert, verschwendet, gehortet, sich bereichert und sich ins Fäustchen gelacht.

„Mit gutem Beispiel voran“. Das ich nicht lache. Es ist zum Heulen.

Salbeitee

Salbeitee

Nun liege ich wieder einmal auf meinem Sofa. Ich kann es selber kaum glauben. So viel hatte ich um die Ohren, und das wird auch so noch bleiben in absehbarer Zeit. Selber schuld. Neben mir Salbeitee im Steingutkännchen. Ein Erbstück der ehemaligen Nachbarin meiner Mutter.

Sehnsucht

Der Sinai im Spätnachmittagslicht liess mich in sehnsüchtig melancholischer Stimmung verweilen. Diese spitze Erdfarbenpracht, welche ich im Taxi von Dahab Richtung Flughafen Sharm El Sheik sitzend bewundern konnte. Aus den Lautsprechern erklang dezent arabische Musik, das Geräusch der leicht geöffneten Fenster liessen mich an alte Klimaanlagefreie Zeiten erinnern, welch ein Segen. Der Blick auf die Wüste mit den reihenweisen, zickzackigen Bergketten, eine wahre Augenweide. Dazwischen Ansammlungen einfacher Hütten, von PET und Plastikmüll umgeben. In den wenigen Bäumen und Büschen hingen Tüten. Die Hügel, zum Teil wie Weihnachtsbäume, in allen Farben bestückt, Abertausende PET Flaschen und sonstige weggeworfene, vom Winde weggetragene Plastikabfälle erblickend. Meine Mutter erzählte mir einst, von ihrer Israel- Palästina Reise zurückkehrend, ich war noch ein Teenager, wie Unmengen Plastiktüten rumfliegen würden in der Wüste. Ob es mit dem PET Müll von heute noch mehr ist? Mir kommen die fleissig sammelnden SchweizerInnen in den Sinn.

Der Tag der Abreise ist einerseits ein Tag des Abschieds, anderseits der Heimkehr. Beides mit Sehnsucht verbunden. Die Sehnsucht, die zu verlassene vertraut gewordene Ferne bald wieder bereisen zu können, und die Sehnsucht, wieder in die ferne Vertrautheit heimzukehren, bald wieder zu Hause zu sein.

Dahab war für mich dieses Mal ein sehr interessant gewordenes Pflaster. Einst Billig-Tauchspot und Backpacker Hotspot, seit Anfang Corona jedoch zunehmend Zufluchtsort Andersdenkender. Aus demokratischen Ländern in eine Militärdiktatur flüchtende Freiheitsfindende. Eine grosse Kommune Europa-Enttäuschter. Massnahmenflüchtlinge. Mit der Sehnsucht auf Normalität in ihrer Heimat wartend.

Zurzeit stecken in Dahab auch viele Menschen aus Russland und der Ukraine fest. Mit dem Unterschied, dass den UkrainerInnen eine gewisse Summe pro Nacht vom ägyptischen Staat bezahlt wird. Sehnsüchtige Videocalls in den Cafés, friedliches zusammen bangen, generelles Unverständnis gegenüber der durch ein paar wenige Testosteronmachos , genannt Staatsoberhäupter, angezettelten humanitären Katastrophe. Die Sehnsucht nach Erwachen auch auf dieser Seite.

Auf dem Flughafen eine Stimmung der Ungewissheit, ungeimpfte Russen und Ukrainer, welche ihren Ersatzflug nach England nicht wahrnehmen können, und je näher man sich zum Gate begibt, desto lächerlicher kommen einem die wieder einzuhaltenden Corona-Massnahmen vor, aber desto braver werden die Masken getragen, die gehobenen Fäuste werden in den Sack gesteckt, die Finger strecken sich langsam aus ihrer Ballung und sind wieder bereit, die Maske hoch und runter zu ziehen, das Pcr-Testergebnis oder das Impfzertifikat zu halten, das Hirn stellt auf Flugmodus ein und das Mundwerk auf lautlos.

Zurück bleibt die Sehnsucht.

-li

-li

Nun liege ich im Bett, beziehungsweise auf der Matratze in meinem Hüttli, in meinen Schlafsack gewickelt, den Kopf auf meinem kleinen Reiseschlafkissen gebettet. Vor der Tür tobt das Meer weiterhin, das Riff draussen hält die Wellen zurück,

Nummer drei

Nummer drei

Mein innerer Drang hiess mich ins Flugzeug zu steigen, dem Winter zu entfliehen und in die Sonne und die Wärme zu fliegen. Da mir die Covid-Regeln einen Strich durch gewisse Rechnungen gemacht haben, war meine Reise noch mit zwei Umbuchungen verbunden und mit enttäuschten Freunden, welche sich auf meinen Besuch freuten.