Ode an die Jungen

Auf dem Sofa liegend, wo denn sonst, Rival Consoles hörend, habe ich soeben ein paar Texte vom Januar gelesen. Qi Gong. Was war das schon wieder? Oh, ja, das, was ich mal dachte, könnte mir morgendlich gut tun. Tja. Beim Cappuccino bin ich geblieben. Never change a running system.

Apropos Running, ist ihnen aufgefallen, dass in Basel die halbe Bevölkerung die Stadt abjoggt. Es wird wohl bald Jogging-Rinnen auf den Trottoirs geben. Und noch mehr Mikroplastik Partikel im Abwasser von der Abnutzung der Joggingschuhe. Alle, welche nicht ins Yoga, Pilates, Tennis und Fitness können, rennen sich jetzt die Füsse platt. Oder die Knie kaputt.

Aber was wirklich unglaublich und echt auffallend ist, ist dass die Elsässer jetzt Velo fahren. Wer hätte das gedacht? Die Jungen auf den Plätzen, die Erwachsenen so richtige Strecken. Obwohl die coolsten Velos die Peugeots waren, waren es wir Basler, die damit rumfuhren. Im Elsass am Sonntag. Zum Leidwesen von uns Kindern. Wie das elende spazieren. War das langweilig. Mit Picknick auf der Wiese. Das hingegen war herrlich. Da konnte man ein Feuerchen machen, Schlangenbrot und Cervelas braten. Was ja seit einem Jahr (!) verboten ist. Wehe, ein paar Jugendliche wollen zur Zeit in ihrem gelangweilten Zustand vor lauter Langeweile ein Feuer machen um gemeinsam Würstchen braten anstatt zu Hause am Computer oder am Handy zu sitzen. Da kommt es schon einer alten Tschättere in den Sinn, der Polizei anzurufen und den Jungen die letzte Freude am Corona-Überleben zu nehmen.

Aber wieder zurück zu den Elsässern oder allgemein den Franzosen auf dem Velo. Die Velos sind ja ausverkauft. Jetzt wird wohl mit dem Vin Rouge, dem Minschterkäs und dem Baguette im Gepäck Biciclette gefahren. Und nicht in der neuesten neonfarbenen Velo-Vollmontur wie Herr und Frau Schweizer, sondern meist mit zu tiefen Sätteln in Jeans & Co. La classe. Es fehlt nur noch das Beret.

Oh und das Skateboard ist auch wieder à jour in Fronkreisch. Skateboarding is not a crime (bis zum nächsten vom Macroleon verordneten Confinement, wo man wieder nur noch mit dem Hund Gassi gehen darf). La Grande Nation wird bald zum Skater und Biker Mekka.

Wer also meint, die heutige Jugend sei langweilig, desinteressiert, verwöhnt und arrogant, der soll anstatt der Schuggerei wegen einem Feuerchen anrufen, die Brille aufsetzen, das Hörgerät einschalten, das Hirn mit dazu und denen morgen ihr Leben wieder zurück geben. Nämlich dieses, welches wir erLEBEN durften. Und diese tollen jungen Menschen zusammen skaten, biken, Fussball spielen, ausgehen, tanzen, flirten, ... lassen, bevor es zu spät ist.

Textitis

Da sitze oder liege ich täglich ein paar halbe oder ganze Stunden und tippe meine Gedanken in mein iPhone.

Es wäre ein bisschen poetischer, ich würde es auf Papier kritzeln. Und durchstreichen. Und neu schreiben. Am besten mit Füller. Oder mich an die Schreibmaschine setzen. Tak taktak tak zzzzzzzz tak taktaktaktak tak (das ist für Odies, ja, ich gehöre auch schon dazu, welche die Schreibmaschinengeräusche kannten).

Aber schon nur beim Gedanken, ich müsste jetzt aufsitzen, ein Büchlein aufmachen, den Stift in die Hand nehmen und einigermassen leserlich zu schreiben beginnen, überkommt mich eine Müdigkeit sondergleichen. Oder an die Schreibmaschine sitzen, noch schlimmer. Brr, da müsste ich ja jetzt ganz aus dem Bett steigen.

Nein, ich döggele meine Texte in das Notizen-App. Da kann man das geschriebene ausschneiden, schieben, einsetzen, löschen, korrigieren was das Zeugs hält und es sieht am Schluss picobello aus. Massgeschneidert. Keiner merkt, wieviel da rumgebastelt wurde und wieviele Stunden ich verbracht habe, bis der Text sitzt.
Zudem kann man in jeder Position schreiben, an jedem Ort. Es kann dunkel sein oder hell.

Ich sitze so viel an oder besser gesagt mit meinem Handy, dass sich wohl bei mir schon jetzt erste körperliche Deformationen abzeichnen. Ich bin sicher nicht die einzige. Das wird wahrscheinlich in ein zwei Jahrzehnten dafür extra einen medizinischen Fehlhaltungs-Fachausdruck geben. Smartphonation. Mobilitis. Handysfunktion. Nateliose. Oder eine Abkürzung MPD MobilePhoneDeformation. SPD SmartPhoneDisease.

Vielleicht wird mit der Evolution unser Körper wieder gebeugter wie zu Höhlenmenschenzeiten. Und der Zeigefinger lang wie der von E.T.

Aber langsam schlafen mir die Arme ein und das Sandmännchen kam auch schon ein paar Mal anklopfen. Handy aus und basta.

Das Leben wieder leben

Heute fing das Leben wieder an. Eingehüllt in meinen neuen orientalisch herben Parfümduft eines Pariser Parfumeurs, heute Morgen im Briefkasten entdeckt, ein Überraschungsgeschenk meiner Freundin C, lasse ich den Tag revuepassieren und drifte gleichzeitig gedanklich fernab in fremde Welten.

Sonne, Wärme, Frühlingsgefühle!

Mittags schon ein bisschen vom Parfum eingelullt, radelte ich im Stadttenue mit dem Wind zum Pferdchen. Der gumpte vor Frühjahrswonne auf den Weide rum. Danach eingelullt vom Pferdeduft stadtwärts gegen den Wind. Der Wind riss zuerst den Pferdeduft und dann einen grossen Teil des Parfumduftes mit sich und raubte mir schlussendlich noch den Atem.

In Basel am Rhein angekommen, war das Leben seit langem endlich wieder einmal so richtig eine Lebensfreude. Mit Freundinnen an der Sonne aperölen, lachen, sonstige Bekannte und Freunde beim Durchgehen zuwinken, herbeiwinken, ein bisschen smalltalken, anlächeln und angelächelt werden. Fremde Leute passieren sehen, mit freudigen Gesichtern, glänzenden Augen, oh Wonne! , das Leben, oder mindestens ein Teil dessen ist wieder zurück.

Vor 18h verabschiedete sich die Sonne, die Kälte nahm Einzug und Macroleon‘s « Couvre-Feu » und meine Müdigkeit vor lauter Frühjahrsglück liessen mich auf meinen Drahtesel steigen und richtig St. Louis radeln.

Langsam kehrt hier die gespenstische Ruhe wieder ein und das Unleben fängt wieder an. Bis morgen, wenn die Sonne wieder scheint und die Menschen das Leben zu leben wieder entdecken.

Leb….

Lebzeit

lebhaft

lebendig

lebenswert

Lebenslust

lebensfroh

Lebensfreude

Lebenskraft

Lebensrausch

Lebenstraum

Lebenszweck

Lebenssinn

Lebenslauf

Lebensband

Lebensbild

Lebemensch

Lebensphase

lebenslang

Lebensfrust

Lebensgeister

lebensfern

Lebenslüge

Lebensgefahr

lebenssatt

Lebenskrise

Lebensfrist

Lebensruhe

Lebensende

leblos

Lebewohl

Eiszeiten

Eiszeiten

Günz, Mindel, Riss und Würm. Jawoll. Geweigert habe ich mich, in meinen rebellischen Teenagerjahren, die vier Eiszeiten auswendig zu lernen, aber im Streitgespräch mit dem Geografielehrer blieben sie eben doch hängen.... Ich glaube draussen ist die fünfte Eiszeit im Begriff anzubrechen.

abends

Es schneit

draussen

drinnen fressen die Pferde zufrieden ihr Heu.

In der Stille das Kauen und Schrauben. 


Es schneit

draussen fahren die Autos hektisch vorbei. 

Ein Brummen und ein Brausen aus der Ferne. 


Es schneit draussen 

die Nacht kündigt sich an,

die Finsternis nimmt Einzug. 

Nur die Matten erhellen durch den Schnee. 


Es schneit 

und Ruhe kehrt ein. 

Drinnen und 

draussen.